Medien: SRF-Informationssendung unterschlägt Interessenbindung

SRF Medien

In der SRG-Informationssendung „Rendez-vous am Mittag“ vom 19. August 2020 war laut SRG-Ombudsstelle der erfahrenen (!) SRG-Journalistin P.I. zum Zeitpunkt des Verfassen des Berichts nicht bekannt, dass ihr Interviewpartner Zvika Haimovich, bei der israelischen Luftwaffe Kommandant der Luftabwehr im Range eine Brigadegenerals war und heute als COO in einer Firma für Drohnenabwehr tätig ist.

Zudem ist Haimovich Berater der Firma ACAMAR Analysis and Consulting. Dabei handelt es sich um jenes amerikanische Beratungsunternehmen, welches im Auftrag der Bundeshausfraktion der Sozialdemokratischen Partei den Bericht "Schweiz AIR2030 Plus - Analyse zur Schweizer Luftraumverteidigung" verfasste. Weiter ist Haimovich COO der israelischen Firma SHELTRON, welche sich mit Drohnenabwehr befasst.

Die Ombudsstelle der SRG schreibt in ihrer Stellungnahme zur beanstandeten Sendung: "Für die Ombudsstelle ist klar, das Sachgerechtigkeitsgebot gemäss Artikel 4 Absatz 2 des Radio- und Fernsehgesetzes (RTVG) ist verletzt worden“. Und weiter:

"Es gehört zur journalistischen Sorgfaltspflicht, bei Beschaffungsgeschäften im zivilen und vor allem auch im militärischen Bereich allfällige Interessenbindungen genau zu untersuchen, erst recht, wenn es um eine umstrittene Abstimmungsvorlage geht. Es braucht keine besondere Recherchefähigkeit, die Interessenskollision des Israeli zu erfahren“. Der Erkenntnis der Ombudsstelle ist nichts beizufügen. P. I. ist mit der Thematik Luftverteidigung bestens vertraut. Als SRG-Journalistin hat sie 2019 am AVIA-Symposium vom  22. Juni in Payerne teilgenommen. Damals hiess das Thema "Moderne Luftkriegsführung". Zahlreiche hochkarätige Referenten, auch aus dem Ausland zeigten den Teilnehmern aus Politik, Wirtschaft und Armee die zukünftigen Entwicklungen der Luftverteidigung auf. Zu den "allfälligen Interessenbindungen" ist anzufügen, dass zahlreiche Firmen aus der Luftfahrtindustrie mit einem Informationsstand vor Ort waren. Auch dies konnte die SRG-Journalistin selber sehen. Naivität oder Schludrigkeit kann es wohl nicht gewesen sein, in dieser heiklen Phase des Abstimmungskampfes auf die Nennung der Interessensbindungen zu verzichten. Gerade bei SRG, welche doch sonst alle Interessenbindungen exakt aufdeckt.

Wohl wurden nach der ausgestrahlten Sendung und den Beanstandungen aus Kreisen der Hörerschaft die Interessenbindungen rasch deklariert. Die wichtigste Interessensbindung Haimovich's, die zu ACAMAR und dem Gutachten für die SP ist auf der SRG-Seite immer noch nicht deklariert. Und auch bezeichnend für den ganzen Fall: Dieser an sich gravierende Fall muss auf der Website der SRG-Ombudsstelle gesucht werden. Man findet ihn im Fallregister. Also unter „ferner liefen“...

(C) 2020 - Andreas Hess, Männedorf - ProLitteris